Cryptonomicon by Stephenson Neal

Cryptonomicon by Stephenson Neal

Autor:Stephenson, Neal [Stephenson, Neal]
Die sprache: deu
Format: epub, mobi
Herausgeber: PeP eBook
veröffentlicht: 2010-04-03T22:00:00+00:00


Brisbane

Durch ein kleines, staubiges Fenster, das ein Kreuz aus Kreppband trägt, schaut Lawrence Pritchard Waterhouse auf die Innenstadt von Brisbane. Voller Leben ist sie nicht gerade. Ein Taxi schleicht die Straße hinunter und biegt in die Einfahrt des nahe gelegenen Canberra Hotel,Wohnstatt vieler Offiziere mittleren Ranges, ein. Das Taxi qualmt und stinkt – es wird von einem Kohlenbrenner im Kofferraum angetrieben. Durchs Fenster ist das Geräusch marschierender Füße zu hören. Es ist nicht das Getrampel von Kampfstiefeln, sondern das Klacken vernünftiger Schuhe, getragen von vernünftigen Frauen: einheimischen Freiwilligen. Waterhouse beugt sich instinktiv näher ans Fenster, um sie genauer zu betrachten, aber er verschwendet seine Zeit. In diesen Uniformen könnte man ein Regiment Pin-up-Girls durch sämtliche Kabinen und Gangways eines im Einsatz befindlichen Schlachtschiffs marschieren lassen, ohne dass es zu einem einzigen Pfiff, anzüglichen Antrag oder Hinterngrapschen käme.

Aus einer Seitenstraße kommt ein Lieferwagen gekrochen, der beim Einfahren in die Hauptstraße beschleunigt und dabei beunruhigende Fehlzündungen von sich gibt. Brisbane macht sich immer noch Sorgen über Angriffe aus der Luft und niemand mag plötzliche laute Geräusche. Der Lastwagen sieht aus, als würde er von einer Amöbe attackiert: Auf seiner Ladefläche bläht sich ein aus gummierter Leinwand bestehender Ballon voller Erdgas.

Waterhouse befindet sich im dritten Stock eines derart nichts sagenden Geschäftsgebäudes, dass die Tatsache, dass es vier Stockwerke hat, noch die interessanteste Beobachtung ist, die man darüber anstellen kann. Das Erdgeschoss beherbergt einen Tabakladen. Der Rest des Gebäudes muss leer gestanden haben, bis Der General – von den Nips nach Strich und Faden verprügelt – aus Corregidor nach Brisbane gekommen ist und die Stadt zur Kapitale des Kriegsschauplatzes Südwestlicher Pazifik gemacht hat. Es muss hier unglaublich viel überschüssigen Büroraum gegeben haben, ehe Der General auftauchte, denn viele Einwohner Brisbanes sind in Erwartung einer Invasion nach Süden geflohen.

Waterhouse hat reichlich Zeit, sich mit Brisbane und Umgebung vertraut zu machen. Er ist seit vier Wochen hier, und man hat ihm nichts zu tun gegeben. Als er noch in England war, konnte man ihn gar nicht oft genug von da nach dort weiterreichen. Worin sein jeweiliger Job auch bestand, er hat ihn in fieberhafter Eile getan – bis er streng geheime Befehle von höchster Priorität erhielt, sich unter Nutzung sämtlicher verfügbarer Transportmittel schleunigst zu seinem nächsten Einsatzort zu begeben.

Dann hat man ihn hierher gebracht. Die Navy hat ihn, in Etappen von einem Insel-Stützpunkt zum nächsten, mit einem Sortiment von Flugbooten und Transportmaschinen über den Pazifik geflogen. Er hat am selben Tag den Äquator und die internationale Datumsgrenze überflogen. Doch als er die Grenze zwischen Nimitz’ Pazifischem und dem Südwest-Pazifischen Kriegsschauplatz des Generals erreichte, war es, als wäre er gegen eine Steinmauer gelaufen. Er musste sich den Mund fusselig reden, um an Bord eines Truppentransporters nach Neuseeland und von da nach Freemantle zu kommen. Die Transporter waren geradezu unglaublich höllisch: mit Männern voll gestopfte und von der Sonne aufgeheizte Stahlöfen, in denen niemand an Deck durfte, damit sie nicht von einem japanischen Unterseeboot gesichtet und zum Abschlachten vorgemerkt wurden. Nicht einmal nachts konnten sie ein Lüftchen hereinlassen, denn sämtliche Öffnungen mussten mit Verdunkelungsvorhängen abgedeckt werden.



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